Die EU als Google-Handlanger
Es ist eine dieser Nachrichtenmeldungen, bei der man nur den Kopf schütteln kann; übrigens für mich wieder ein Faktum, das beweist, dass Google überall die Finger im Spiel hat, auch in der hohen Politik: Gemeinsam mit der EU-Kommission (?!?) geht man gegen Microsoft vor und startet eine Untersuchung wegen der Bündelung des Internet Explorers mit Windows.
Ich will hier kein Verteidiger Microsofts sein, aber dieses Vorgehen Googles und der EU-Kommission spottet jeder Kritik. In seinem Politikweblog
hat Google am Dienstag verlautbart, dass man die wettbewerbsrechtliche Untersuchung unterstützen werde – weil es nicht sein darf, dass Microsoft mit Windows den Browser Internet Explorer ausliefern darf.
Diese Attacke, die Google offensichtlich mit einigen „befreundeten“ EU-Beamten durchführt, ist mehr als hinterhältig, sie zeigt, wie präsent der Googlesche Geist in der EU ist. Erschütternd und beängstigend zugleich. Abgesehen davon, dass die Absicht Googles eigentlich total durchschaubar ist – nur einige blinde Kommissions-Mitglieder haben das offensichtlich noch nicht ganz begriffen: Google will seinem Schnüffelbrowser „Chrome“, der ja alles andere als erfolgreich ist und dessen Marktanteile im 1,?-Bereich rangieren, nach vorne pushen.
Die zuständigen EU-Beamten sollten einmal überlegen, was Google so alles treibt und anstellt - (ich werde ihnen wohl mein Buch schicken müssen). Wenn man den Firefox installiert (die Mozilla-Foundation wird ja auch von Google finanziert) ist auch die Googlesche Suchleiste integriert oder – formulieren wir es EU-gerecht – gebündelt. Damit Internet-User gar nicht auf die Idee kommen (sollen), Yahoo! oder Live.com zu nutzen.
Das Bedenkliche an den Entwicklungen in der EU ist: Man glaubt offensichtliche Wettbewerbsvorteile zu erkennen, aber die Vorteile, die sich Google in den vergangenen Jahren herausgearbeitet oder heraus lobbyisiert hat, will man nicht sehen. Ich finde es bei weitem schlimmer,
+ dass Google beim Google-Phone G1 die Nutzung der Google-Services an eine Anmeldung koppelt
+ dass Google mit dem Gratis-„Schmäh“ diverser Google-Services an Nutzerdaten und Profile gelangt (Beispiel Google Analytics)
+ dass Google bei Unternehmen beteiligt ist, die von Suche so was von weit entfernt sind…
Wann werden die EU-Politiker munter? Sie helfen einem US-Konzern dabei, einem Konkurrenten zu schaden und vergessen oder übersehen dabei, dass sie Google damit immer mächtiger machen. Die EU ist Google auf deren Weg, alles was mit Internet und Information im Web zu tun hat, zu kontrollieren, behilflich. Googlesche Handlanger sozusagen.
Tags: Chrome, EU-Kommission, EU-Wettbewerbskommission, Google, Microsoft
February 28th, 2009 at 9:02 pm
Auch wenn ich meist Google als Suchdienst nutze, so macht mich der Artikel natürlich immer mehr nachdenklich. Es ist ja in der Tat so, dass Google quasi überall ist und natürlich auch auf viele Daten zugreifen kann. Ich denke dem Markt mehr Wettbewerb sehr gut tun. Gerade wenn ich z.B. mit Google nicht fündig werde finde ich oft auch sehr gute Ergebnisse bei Yahoo. Was mich bei Google aus unternehmerischer Sicht sehr ärgert ist die mangelnde Transparenz - es gibt anscheinend Regeln die für manche gelten und für andere nicht. Warum dies so ist kann ich mir nicht erklären - aber es wird schon einen Grund geben.
February 28th, 2009 at 9:05 pm
google hat mehr als 50 verschiedene services und ist alles andere als transparent…
wie ein riesiges puzzlespiel lukriert google mit jedem dienst gewisse informationen/daten….
welche regeln, “die für manche gelten und für andere nicht” meinen sie?
gr
March 14th, 2009 at 9:37 am
Vorsicht! Auch wenn es sicherlich genug Anlass gibt, Google kritisch zu sehen, vermischst Du hier Äpfle mit Birnen und brichst in Polemik aus.
Das Verfahren wurde nicht von Google angestrengt, sondern von Opera. Google ist der ganzen Geschichte nur beigesprungen (genauso wie übrigens die Mozilla Foundation). Das Verfahren war schon vorher da. Das Beispringen selber ist nichts anderes als eine Möglichkeit, sich Einblick in ein solches Verfahren zu verschaffen. Wenn Du nämlich keine interessierte Partei bist, dann kommst Du an die Details der ganzen Geschichte nämlich nur begrenzt ran.
Wenn es so ein Verfahren gibt, dann hat jeder Browser-Hersteller bis zu einem gewissen Grad die Verpflichtung, sich darüber zu informieren. Und mit Ausnahme von Apple tut das ja auch jeder. Apple hat nur nicht die Möglichkeit das auf die gleiche Art und Weise zu machen, da sie ihren Browser ja eben auch mit dem OS bündeln.
Diese Geschichte kannst Du Google also beim besten Willen nicht ans Zeug flicken. Der Versuch es trotzdem zu tun, disqualifiziert Dich in meinen Augen sogar ein wenig…
March 14th, 2009 at 10:17 am
die schiefe optik bleibt dennoch….und die mozilla-foundation, auf die du dich da berufst, weil sie auch beigesprungen ist - ist ja eigentlich auch in einer gewissen art eine google-company…immerhin ist die foundation von googles spenden abhängig….
March 14th, 2009 at 10:19 am
noch was: mit dem vorwurf der polemik kann ich mittlerweile leben….die einen meinen, ich sei polemisch, die anderen meinen, ich bin es nicht und sei sachlich….jedem recht getan, ist eine kunst die niemand kann…..
ich finde nicht, dass ich mich disqualifiziere, weil mein buch einen beitrag leistet, dass man ein wenig hinter die kulissen sehen kann…
March 16th, 2009 at 10:08 pm
Im aktuellen Fall verdrehst Du Tatsachen, und das disqualifiziert Dich. Ob Mozilla ne Google-Tochter ist oder nicht, spielt da nicht mal eine Rolle. Es gab eine Beschwerde eines Marktteilnehmers, auf diese hin ist ein Verfahren eröffnet worden. Diese Beschwerden gab es auch im Falle des Mediaplayers, oder im Falle von IBM.
Im Falle von Google gab es für die von Dir monierten Punkte keine Beschwerde, und damit gab es halt auch kein Verfahren. Ganz normaler Sachverhalt. Es gibt aber eine Beschwerde gegen Google’s Aufbewahrung von IPs (IIRC vom EU-Datenschutzbeauftragten), und der Disput deswegen taucht auch immer mal wieder in der Presse auf.
Dein Buch hab ich nicht gelesen, ich maße mir also nicht an, darüber zu urteilen. Deine Recherchearbeit hier in diesem Blog-Eintrag wirft aber schon mal kein gutes Licht darauf. Es gibt genug gute Gründe, Google kritisch zu sehen, und deren soziokulturellen Einfluss, sowie dessen Missbrauchspotential kritisch zu hinterfragen. Mit unsachlicher Recherche und Polemik schadest Du dieser Sache aber, und Du nützt Ihr nicht.
March 16th, 2009 at 10:12 pm
siehe oben….