Dr. Google und die Grippe-Prognosen
Die Meldung macht seit gestern im Web die Runde und klingt im ersten Moment ja ganz interessant: Google kann die Entstehung von Grippewellen erkennen, und – so merkt Google.org auf dem offiziellen Blog an – eine Woche früher als die Gesundheitsbehörden.
Dort nämlich, wo sich die Influenza ausbreitet, häufen sich die Suchanfragen mit grippebezogenen Begriffen wie Husten, Fieber, Halsweh, Erkältung etc. Zwar habe nicht jeder, der Dr. Google um Rat fragt und nach Rezepten gegen seine grippalen Infekte sucht, auch wirklich die Grippe, allerdings spiegelten die Suchanfragen die Entwicklung einer Grippesaison wider. Google.org hat dazu die Daten der US-Seuchenkontrollbehörde CDC zum Vergleich genommen, der Effekt: Die Grippe ließe sich meist sieben bis zehn Tage früher erkennen als der offizielle CDC-Trend.
Derzeit erfasst das System – offiziell – nur die USA, eine weltweite Beobachtung sei geplant.
Ich gebe ja zu, dass diese Grippe-Prognosen sehr spannend klingen, allerdings frage ich mich, was Google denn noch so alles prognostizieren kann: Welches Produkt ein Renner wird und welches nicht, welche Immobilien an Wert/Bedeutung gewinnen und welche nicht, welche Aktien steigen und welche sinken werden etc. Abgesehen davon, dass Google da kräftig mitspekulieren und den Markt auch beeinflussen kann – eine Warnung hat im Vorjahr schon der Grazer TU-Professor Hermann Maurer abgegeben -, ist dieses neue Prognose-System auch für die Werbewirtschaft interessant. Wenn man weiß, wo die Grippe ausgebrochen ist bzw. ausbrechen wird, können die Pharma-Unternehmen gleich die passende Werbung für ihre Medikamente einblenden lassen…zu einem Preis natürlich, den Google im AdWords-System vorgibt. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt….
Tags: CDC, Dr. Google, Flutrends, Google.org
November 13th, 2008 at 3:56 pm
Google ist Meister darin, die Auswertung von Daten als etwas Positives zu verkaufen -
wie jedes Ding hat auch diese Auswertung 2 Seiten - diese findet nämlich ohne das Wissen der Menschen statt, deren Infmormationsbedürfnis dazu ausgenutzt wird, Daten zu sammeln.
Und Daten, die gesammelt werden, werden auch ausgenutzt - “würde man dies nicht tun, wär man ja blöd” - Tenor einer Aussage aus dem österr. Innenministerium anlässlich der Kameraüberwachung auf den Autobahnen im Frühjahr 2008!
Gibt es eine Lösung? - Aufmerksamkeit der Menschen darauf lenken, sich in die Lage zu versetzen, selbst zu entscheiden, wann sie Daten preisgeben und wann nicht - ist dies möglich, ohne auf das WWW fast vollständig verzichten zu müssen??