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Die Google Falle » Blog Archive » Gestolpert zum 10-Jahres-Jubiläum Gestolpert zum 10-Jahres-Jubiläum - Google, Chrome, Daten, Welt, Passage, Dass, Googles, Firma - Die Google Falle

Gestolpert zum 10-Jahres-Jubiläum

Zum Zehn-Jahres-Jubiläum hat Google der Internet-Gemeinde einen eigenen Browser geschenkt. Tolles Geschenk, nicht? Denn mit Chrome ist Google gehörig unter Beschuss gekommen, wie bei keinem seiner Dienste zuvor. Freilich wurde Chrome nur als „Beta-Version“ gelauncht – bei Beta-Versionen nehmen die Kunden in Kauf, dass die eine oder andere Funktion noch nicht ganz ausgereift ist. Zudem funktionieren Beta-Versionen wie Filter, mit ihnen kann man abchecken, ob ein Service zum Erfolg und damit kommerziell erfolgreich wird oder nicht. Aber die Bezeichnung Beta haben Google-Produkte mitunter sehr sehr lange: Google Mail ist ebenso noch eine Beta-Version wie die Desktop-Suche, Google Scholar oder Googles Book Search. Dass bei Chrome fünf Tage nach dem Launch auch noch Beta drauf steht, ist kein Vorwurf, aber Chrome wird lange eine Testversion bleiben.

Googles Fehler Bei Chrome hat Google einige kapitale Fehler gemacht. Abgesehen davon, dass die Entwickler hätten wissen müssen, dass ihnen die ganze Welt auf die Finger schaut und Programmierer Chrome nach allen Regeln der Kunst analysieren. Dass da Sicherheitslücken entdeckt werden – Heise.de berichtet, dass das vietnamesische „Security Vulnerability Research Team“ diese Lücke entdeckt hat – war fast zu erwarten. Passiert regelmäßig auch den anderen, vor allem Microsoft.

Dass aber Google der Fauxpas passiert, dass in den Nutzerbedingungen die Passage steht, dass jeder Web-Nutzer durch die Nutzung von Chrome Google eine “unbefristete, unwiderrufliche, weltweit gültige, unentgeltliche und nicht exklusive Lizenz” einräumt, für alles, was man mit dem Browser so anstellt, sagt vieles über die Moral des Unternehmens aus. Eine Generallizenz für die bunte Firma. Die Passage ist passiert, sei nur reingerutscht, weil man die Nutzungsbedingungen von Google Docs übernommen habe…In der englischen Version ist diese Passage nicht mehr zu finden…

Aber dass Google „nach Hause telefoniert“, ist den wenigsten Usern recht. Dass praktisch im Minutentakt Informationen zu den Google-Servern geschickt und Daten von dort empfangen werden, ist auch den wenigsten recht. Welche Daten werden übermittelt? Nur harmlose? Wers glaubt? Im 45-Minuten-Surfgang hat Chrome 53 Mal nach Hause telefoniert, hat ein erster Test geben…was da genau übertragen wurde, konnten nicht mal IT-Experten eruieren, weil Google auch kryptische Codes verwendet.

Und wenn der Sprecher der deutschen IT-Sicherheitsbehörde BSI in einem Interview mit der Berliner Zeitung meint, dass Google Chrome nicht für den allgemeinen Gebrauch eingesetzt werden sollte, muss wohl was dran sein. Chrome sei „bequem und kritisch“, sagte er der Berliner Zeitung. Kritisiert wird, dass Google auf verschiedene Art und Weise seine Datensammlung mit neuen und noch detaillierteren Informationen anreichern will.

Bekommt Google ohnehin nur harmlose Daten? Peter Eckersley von der Electronic Frontier Foundation, eine der wenigen amerikanischen Daten- und Konsumentenschutz-Vereinigungen, äußerte sich bei Cnet besorgt über die Datensammelleidenschaft Googles. Chrome sei ein weiteres Programm, mit dem User-Daten gesammelt werden.

Für mich ist Google Chrome der nächste Puzzle-Stein, um an möglichst viele Nutzer-Daten zu gelangen. Dabei helfen ja viele Google-Systeme:

+ Über die normale Suchfunktion und mit den immer wieder abgelegten Cookies generiert man eine Menge Daten der weltweit 800 Millionen Google-User…man kann davon ausgehen, dass da auch verschiedene Analyse-Software eingesetzt wird, User-Tracking-Patente hat Google viele….
+ Google Analytics beschafft Daten – denn immerhin haben 80 Prozent der Top-300.000-Seiten GA integriert…
+ Google-Mail liefert Informationen, die mitunter so genau sind, dass man ohne Analyse-Software und Tricks an den Namen des Nutzers gelangt…
Die Aufstellung ließe sich noch fortsetzen…

Jedes Google-Produkt für sich liefert eine schöne Menge an Daten…alles miteinander kombiniert, macht daraus ein mehr oder weniger scharfes Bild…
Googles Ziel ist nach dem Chrome-Launch offensichtlich geworden, was nun auch jene auf den Plan ruft, die Google bislang relativ unkritisch gegenüber gestanden sind: Google will alles kontrollieren, was mit Internet und Computer zu tun hat. Google will, und das schreibe ich mehrmals in meinem Buch, die totale Kontrolle über das Web, weltweit größte Herausgeber, Händler und Archivar von Information werden. Ein Horrorszenario, wenn man sich ausmalt, dass sämtliche Information und alles Wissen der Welt von einer Firma verwaltet wird.

Auch wenn ich mich wiederhole: Die Welt darf keine Google werden!

Anbei eine kleine Passage aus dem Kommentar, den ich in der heutigen Ausgabe des KURIER geschrieben habe:

Zuerst war die Suchfunktion, dann kamen G-Mail, Google Earth, das Google-Pack mit allerlei Software wie Textver- und Bildbearbeitung, jetzt Chrome und künftig? Ein Betriebssystem, um Microsoft noch mehr in die Suppe zu spucken? Oder gar eine eigene Google-Kreditkarte, eine Google-eCard, eine Google-Bank oder ein Google-Supermarkt? Sieht so die schöne neue Welt aus, wie wir sie gerne haben - ein Unternehmen liefert alles und sammelt gleichzeitig all unsere Daten. Eine coole Firma - kühl und berechnend.

googlewood.jpg

Dazu passend möchte ich eine Fotogalerie in Erinnerung rufen. Auf der Seite von Worth1000 wurde unter “Eyewitless News” ein Foto-Contest unter dem Titel “If Google Ruled” ins Leben gerufen – würde euch eine Welt, die so aussieht, gefallen?

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6 Kommentare zu “Gestolpert zum 10-Jahres-Jubiläum”

  1. Madwords:

    Datenschutz, Privacy? Witzig, wie immer auf Google abgelenkt wird waehrend ueber Deiner Birne taeglich mehr Kameras (Sicher ist sicher!) installiert werden — Relevance oder Privacy? Gugl ist die Nr. 1 Marke weil Relevanz King ist — und eh klar: The end (Alle Info) justifies the means (No privacy). But… Did you mean: Corporism?

  2. wk:

    @madwords

    der Hinweis auf die Kameras ist schon richtig - jedoch -
    nur weil Sicherheits-Fanatiker auf ihre Art und Weise zunehmend demokratische Strukturen demontieren, die “Nr. 1 Marke” deswegen nicht zu hinterfragen, wird zwar häufig als Argument gebraucht, ist allerdings bei genauerer Betrachtung nicht in der Lage, eine (wie immer geartete) Lösung anzubieten.
    Menschen die Möglichkeit zu geben, in gewissem Rahmen selbst Entscheidungen für ihr Verhalten treffen zu können, bedarf der Aufklärung - und die ist im Falle von Google - so wie auch im Fall der Kameras - dringend nötig.

    Dass Mitbürger/innen, die sich in einzelnen Bereichen besser zurechtfinden als andere, gewisse Positionen als nicht nennenwert betrachten, ändert nichts daran, dass die Allgemeinheit ohne Aufklärung nicht sieht, was Sache ist.

  3. markus:

    BSI - sind das nicht die kumpels von denen, die grade mehr über mich wissen wollen, als STASI, Gestapo, Microsoft, der bereifte Gollum und NSA zusammen? Vor was warnen die nochmal? gelächter. chrome wird open source - ob die brüder die quellen vom butro wohl auch offen legen?

    ich kann googles vorhaben nachvollziehen. wenn man als anbieter von informationen/applikationen bei knapp 90% seiner user auf die programmiertechnischen ausscheidungen eines redmonder unternehmens zur darstellung angewiesen ist, ist es eventuell eine überlegung wert, die löchrige stinkesocke gegen einen sportschuh zu tauschen.

  4. Nenomin:

    Ich weiß nicht ob dieser Videotip schon mal hier gemacht wurde, Google Epic 2015
    http://media.aperto.de/google_epic2015_de.html
    Auf jeden Fall sehenswert.

  5. killerbees19:

    @Neomin: Jedes mal “lustig” anzusehen :D

    Nun aber zum eigentlichen Grund meines Kommentares: Ich frage mich gerade etwas anderes (http://www.blog.happytec.at/index.php?mode=view&id=95). Google hat nämlich im Zuge seines 10 Jahre Jubiläums die Startseite aus dem Jahr 2001 ausgegraben samt dem Suchindex (!) von damals, der knapp 1,4 Millarden Seiten enthält. Die enthaltenen Seiten existieren zum Großteil nicht mehr wirklich und sind auch nicht mehr über die Wayback Machine auffindbar. Google löscht doch seine Daten angeblich (wers glaubt ^^), nur wieso hat Google dann den kompletten Suchindex von damals? Ich hoffe, dass das einige zum Nachdenken anregt, bei mir hats gewirkt…

    MfG Christian

  6. Nenomin:

    > “Ist Google also vielleicht doch der größte Datensammler der Welt, der jede Information für immer aufhebt? Mir scheint es so… ”

    Ja. Jetzt hast Du’s! :)

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