Politische Google-Spione im Land Tirol
Für den deutschen Datenschützer Thilo Weichert ist das Web-Analyse-Tool Google Analytics (GA) ein „datenschutzwidriger Service“. Das Programm, das jeder in seiner Homepage integrieren kann, sammelt nämlich Nutzer-Daten, schickt sie zu Google, wo sie analysiert und ausgewertet werden und gespeichert bleiben. Vor etwa drei Monaten haben die österreichischen Parteien und Behörden ein Google-Analytics-Verbot erlassen – auf den Homepages von Parteien, Ministerien etc. darf GA nicht integriert sein, weil man keinen gläsernen Bürger will.
Jetzt gibt es jedoch wieder zwei Ausreißer in Österreich, wie ich in der aktuellen Ausgabe des KURIER schreibe – zwei Tiroler Parteien lassen die Besucher ihrer Webseite von Google ausspionieren: Die Tiroler Volkspartei setzt auf ihrer Seite www.tiroler-vp.at ebenso Google Analytics ein wie die Liste Dinkhauser www.fritz-dinkhauser.at.
Ob und wann die Systemadministratoren GA von den Seiten geben, ist abzuwarten. Bei der Tiroler VP ist, bzw. sind der/die Zuständige(n) auf Urlaub, man sucht nach Alternativen. Problem sei, so eine VP-Sprecher, dass der Umstieg auf ein anderes Analyse-Progamm mit Kosten verbunden sei, GA aber gratis sei. Man darf gespannt sein, ob die für die Homepage zuständige Firma OÖ Data bald fündig wird.
Bei der Liste Dinkhauser ist Google Analytics „unabsichtlich“ auf die Homepage geraten. GA werde ehestbaldigst gelöscht – was ich freilich demnächst mit Ontraxx.net testen werde…
August 22nd, 2008 at 8:34 pm
Also langsam finde ich das Ganze Getue schon lächerlich. Es gibt zig andere Services, die sich definitiv viel weniger um den Datenschutz kümmern als Google. Nur diese Seiten prangert niemand an. Eh klar, denn wenn man über Google schreibt bringt das mehr Besucher und potenzielle Käufer für das Buch, reines Marketing. Bitte jetzt nicht böse sein und mich nicht falsch verstehen. Ich bin weder für noch gegen Google. Jeder muss wissen, wo er seine Daten eingibt, nicht nur in Google. Und das Besucher Tracking hat Google weder erfunden noch ist Google damit der Gefährlichste. Und Services ala GA kann man im Browser mittlerweile mit Leichtigkeit blockieren.
Eines finde ich auch verwirrend: Sie regen sich über GA auf und nutzen es selbst auf Ihrer Website (reischl.com); ist das nicht ein Wiederspruch?
Übrigens: Dank Google AdSense hat Google solche Besucherdaten sowieso schon viel länger. Wäre doch vielleicht gleich einen neuen Beitrag wert *rolleyes*
Noch etwas zum Buch: Ich hätte mir auch mehr “Details” erwartet, aber scheinbar gibt es ja nicht mehr als bei jeder anderen Firma auch. Irgendwie sind mir sehr viele Passagen sehr bekannt vorgekommen, nämlich vom Buch “Die Google-Story”, dass ich zur selben Zeit gelesen habe. Das Buch ist nicht das Schlechteste, aber im Endeffekt ist es nur eine Light-Version einer Google-Story die aus Marketinggründen ein anderes Thema anschneidet…
MfG Christian
August 23rd, 2008 at 7:10 am
christian, danke für den kommentar, der mir wieder eines zeigt: es ist noch viel aufklärungsarbeit notwendig….
sie unterschätzen die problematik, die datensammelleidenschaft als “getue” zu klassifizieren ist eine ziemliche verharmlosung….es stimmt, dass auch andere seiten daten sammeln, allerdings ist google weltmarktführer, sammelt die nutzerdaten nicht nur auf den eigenen seiten und mittels eigener services, sondern auch mittels tools wie google analytics oder anderer “kooperationen” - darüber werde ich in den kommenden wochen ausführlich berichten….
sie sprechen ein wichtiges thema an: jeder müsse wissen, wo er seine daten eingibt. stimmt. aber die wenigsten wissen es. sie, als jemand, der in der it-welt aufgewachsen ist (ich nehme an, sie sind ein vertreter der jüngeren generation) wissen es. wobei es, wenn man sich die freizügigigkeit auf studivz oder facebook ansieht, viele der jungen nicht wissen. mir geht es darum, die menschen und internet-nutzer aufzurütteln und sie darauf hinzuweisen, dass das web eine riesige anschlagtafel ist, auf der sich etwas, was veröffentlicht wurde, nur sehr sehr schwer rückgängig machen lässt.
dass ich ga auf der seite http://www.reischl.com nutze hat - aber das habe ich bereits mehrfach erklärt - einfach nur den grund, dass ich wissen muss, wie das tool funktioniert. ich kann nur dann über etwas reden, wenn ich weiß, wie es funktioniert….
und ihr wunsch zu mehr details: viele, sehr viele leser finden, dass im buch viele details zu finden sind. abgesehen davon wird das buch fast ständig aktualisiert und mit noch mehr details/enthüllungen und entwicklungen angefüllt. derzeit aktualisiere ich die googlefalle gerade für die fünfte auflage….ein kapitel wird durch ein komplett neues ersetzt…außerdem: so schlecht kann das buch wohl nicht sein, wenn es für einen wirtschaftsbuch-preis auf der frankfurter buchmesse nominiert wurde - mit neun anderen werken aus 10.000 deutschen und englischsprachigen büchern…
die google-story und die google-falle kann man allerdings wenig vergleichen - david vise hat einen jubeltrubel-heiterkeitsbericht geschrieben, ich kritisch hinter die kulissen geblickt…
gerald reischl
August 23rd, 2008 at 8:32 am
Danke für Ihre Antwort.
Ja, ich gehöre zur jüngeren Generation, die mit Windows, grafischen Benutzeroberflächen und bald auch dem Internet aufgewachsen ist. Ich will das Datensammeln nicht als Gutes hinstellen, nur sollte man dieses ganze Thema vielleicht anders an die Leser bringen. Sicherlich erreicht man mit einem Titel, in dem Google vorkommt, mehr Leser und kann sie somit aufklären.
Wegen GA auf reischl.com: Testen kann man Tools aber auch auf andere Weiße. Ihr Vorgehen kommt hier hier Wirklich wie ein Wiederspruch vor. Denn überall schreiben Sie, dass die Nutzer GA ausgeliefert sind und getrackt werden, um es einmal zusammenzufassen. So ist es ja auch, keine Frage. Nur wieso tun Sie das dann auch Ihren Besuchern an? Sie könnten es genauso auf einer anderen Seite testen. Aber nein, sie testen es auf einer gut besuchten Seite (nehme ich einmal an), auf die viele User durch Ihre Berichte im ORF & Co. kommen.
Das Buch ist nicht schlecht, das wollte ich damit nicht ausdrücken. Ich habe mich vielleicht wirklich etwas schlecht ausgedrückt. Nur für ein knappes 200 Seiten Buch war ich ein wenig enttäuscht, was aber vermutlich daran liegt, dass ich das meiste dieser “Enthüllungen” bereits wusste. Ich glaube ich muss es einmal meiner Mutter zum Lesen geben, was die davon hält :)
Ich selbst wurde von Google ein wenig für dumm verkauft. Deshalb sollte meine Einstellung eigentlich ganz anders sein. Doch man sieht an mir tatsächlich: Man kann ohne Google nicht mehr leben. Denn ich bin von Google in einem hohem Maß abhängig, denn ohne Google würde ich gute 80% meiner Webseitenbesucher verlieren und würde nötige Informationen für Recherchen nicht mehr finden. Und trotz diesem Vorfall nutze ich viele Google Services gerne weiter (Ausnahme: GMail!), natürlich immer mit dem Hintergedanken, nicht zu viel preiszugeben. Aber genau genommen habe ich mich damit Google unterworfen, da ich kein Service kündigte…
Nichts für Ungut, aber ich musste meine Meinung einfach einmal loswerden. Ich verstehe Ihren Standpunkt, darüber jetzt ewig zu diskutieren hätte vermutlich keinen Sinn, da nun einmal jeder von uns eine Meinung zum Thema hat. Viel Erfolg noch mit Ihrem Buch, hoffentlich schaffen Sie es tatsächlich die Leute aufzuklären ;-)
MfG Christian
August 23rd, 2008 at 8:59 am
Noch ein kleiner Nachtrag: Wenn ich sehe, wie GMail Services für Organisationen oder Webseiten anbietet, den gesamten E-Mail Verkehr über GMail abzuwickeln und somit auch seinen Usern eigene E-Mail Adressen mit unbegrenztem Speicher anzubieten, frage ich mich schon, ob die Leute wissen, was sie dabei tun. Sie übertragen damit den kompletten E-Mail Verkehr durch eine DNS Änderung an Google. Adressen wie postmaster@… oder abuse@ werden direkt an Google geleitet! Man kann von Glück sprechen, wenn man solche wichtigen Mails dann überhaupt bekommt. Man übertragt also alle sensiblen Daten an Google. Diese Funktion finde ich noch viel gefährlicher als alle anderen, denn sie wird gerne von zig Webseitenbetreibern oder Organisationen genutzt, da man so für seine eigene Domain einen Freemail Dienst anbieten kann und selbst unbegrenzt Speicher hat, den man sich selbst nie leisten könnte. Und noch dazu nicht mit Adresse wie @gmail oder @googlemail antreten muss, sondern seine eigene Domain nach dem @ hat. Das ist bei Google tatsächlich ein ganz anderes Vorgehen als bei GMX & Co. Einfach erschreckend…
MfG Christian
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PS: Die Uhrzeit im Blog ist nicht auf die die Sommerzeit eingestellt ;-)
August 23rd, 2008 at 12:19 pm
Google Analytics zu nutzen, weil es kostenlos ist, ist das eigenartigste Argument, das immer wieder gebracht wird - jede(r), der/die sich Webmaster nennt, sollte Alternativen zu GA kennen, die genau so gute Ergebnisse bringen, am eigenen Server zu installieren sind und als OpenSource Lösungen gerade mal die Installationszeit von ca. 20 Minuten kosten.
Die Daten der eigenen NutzerInnen für diese 20 Minuten preis zu geben ist aus meiner Sicht nur darauf zurückzuführen, dass immer wieder der scheinbar einfachste Weg gegangen wird, ohne weiter darüber nachzudenken.
Die Problematik der DatenSammelns trifft zwar nicht nur Google, sonder auch alle anderen WebSite Betreiber - die Frage der Verhältnismäßigkeit zeigt Google eben als besonderen Fall.
Jede/r WebSite Betreiber sollte dazu übergehen, die NutzerDaten für die gewünschten Auswertungen selbst zu sammeln und damit der Datenschutzproblematik mit Übermittlung der Daten in die USA (oder andere Länder) aus dem Weg gehen.
Das Open Source Paket PIWIK - http://www.piwik.org - z.B. zeigt beste Statistiken mit anonymisierten Userdaten
Ebenso gehört zu dieser Problematik dazu, die NutzerInnen anzuhalten, sorgsam mit ihren Daten umzugehen und kostenlose Angebote aus diesem Blickwinkel wirklich zu prüfen.
schönes Wochenende
Walter
August 25th, 2008 at 5:19 pm
@Walter: Nicht jeder hat einen eigenen Server, denn auf einem Webspace könnte man damit Probleme bekommen wegen der Serverlast. Außerdem ist es für unerfahrene Nutzer (die dann theoretisch aber auch nicht GA finden) schwierig solche Scripte zu installieren.
MfG Christian