Haben CIA oder NSA Zugriff auf die Google-Daten?
Zuerst muss ich mich entschuldigen, dass es schon seit fast zwei Wochen keine Blog-Einträge gegeben hat, allerdings bereite ich derzeit die Aktualisierungen für die 5. Auflage der Google-Falle vor. Das Buch soll, und das habe ich mit meinem Verlag so be- und den Lesern versprochen, ja immer am aktuellen Stand sein. Und es hat sich einiges getan und wird sich im Herbst noch einiges tun, immer mehr erkennen, dass Google zu „einem Problem“ werden kann….
Ich hatte diese Woche ein interessantes Interview mit einem der führenden Computer-Wissenschafter unserer Zeit: Prof. Georg Gottlob. Er ist seit 1988 Professor am Institut für Informationssysteme an der TU Wien und seit 2006 Professor für Computing Science an der Oxford University. 1998 wurde er mit dem Wittgenstein-Preis ausgezeichnet. Am Wochenende wurde er von der wichtigsten internationalen wissenschaftlichen Vereinigung auf dem Gebiet der Informatik, der amerikanischen “Association for Computing Machinery” (ACM) zum “Fellow” ernannt; das ist so etwas wie ein “Gelehrten-Status” unter Mitgliedern einer wissenschaftlichen Vereinigung. Er ist übrigens erst der zweite Österreicher, der zum ACM-Fellow ernannt wurde…
Das ausführliche Interview mit Gottlob habe ich im KURIER veröffentlicht.
Georg Gottlob ist einer DER Experten im Bereich der Datenbank-Extraktion. In seinen Worten: „Für Außenstehende ist das ziemlich trocken, was ich mache. Ich arbeite an den Grundlagen der Informatik, an Algorithmen und an so genannten Abfragesprachen. Wenn man eine Datenbankabfrage tätigt, entspricht diese einer mathematischen Funktion. Aber je komplexer eine Abfrage ist, desto komplizierter ist auch die entsprechende mathematische Formel, und umso mächtiger muss die Abfragesprache sein. Ich entwickle Abfragesprachen, damit man aus verschiedensten Datenbanken, aus den verschiedenen Bereichen im Web neue relevante Infos erhalten kann.“
Ich habe mit Gottlob auch über Google geplaudert. Abgesehen davon, dass ihm das Buch „Die Google-Falle“ ein Begriff war (was mich ehrte), sieht er die Entwicklung ebenfalls kritisch. Auf de Frage, Was halten Sie von Google? hat er mir Folgendes geantwortet:
Die Suchfunktion Googles ist eine großartige Leistung, aber man weiß nicht, was mit den Daten gemacht wird, die Google sammelt. An wen wendet man sich, wenn man etwas zu den gesammelten Daten wissen will? Ich gehe davon aus, dass Google und andere Suchmaschinenbetreiber keine Daten an Dritte weitergeben, weil damit das ganze Geschäftsmodell platzen würde, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass NSA oder CIA ohnehin einen Zugriff auf die Systeme haben…
Ein interessantes Statement, das mir wiederum zeigt, was wahre Experten zu dieser Thematik zu sagen haben und dass es sehr wohl erlaubt sein muss, sich kritisch mit Entwicklungen zu beschäftigen. Es gibt ja viele selbst ernannte „Experten“, wie etwa den Würzburger Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Mario F., die blind und blauäugig alles gut finden, was Google macht. Solche unkritischen „Professoren“, die jede kritische Stimme verharmlosen und lächerlich machen, sind nämlich die wahre Gefahr unserer Privatsphäre und des Datenschutzes. Wenn es einmal zu spät sein sollte, müsste man diese Herren zur Rechenschaft ziehen…
Tags: , ACM, Association for Computing Machinery, Georg Gottlob, Oxford University, TU-Wien
June 29th, 2008 at 9:58 am
Zusammen mit der Frage ob Google die gesammelten Daten an Geheimdienste und Regierungsstellen übergibt, taucht eine Meldung auf, die einen weiteren Überwachungsschritt dokumentiert -
angeblich haben sich die USA und die EU geeinigt, Verkehrsdaten ihrer Bürger auszutauschen -
http://futurezone.orf.at/it/stories/289027/
wenn das mal nicht nur eine einsichtige Abmachung ist = Daten von EU Bürgern in die USA -
– wird damit offensichtlich, dass die mit den Internet Daten - die ja bei 80% der Surf Aktivitäten bereits jetzt in den USA landen - siehe http://futurezone.orf.at/it/stories/284580/
offensichtlich doch was anfangen - obwohl G-Fans und andere stets behaupten, dass die erhobenen Daten nicht ausgewertet werden - würden die Daten nicht ausgewertet werden, so müssten sie doch gar nicht gesammelt und schon gar nicht ausgetauscht werden -
wer darin eine Aushöhlung der demokratischen Gesellschaftsgrundsätze sieht, wird derzeit noch als paranoid abgetan - so lange bis wir uns gegen neue totalitäte Strukturen werden wehren müssen - weil wir merken, dass wir dann deren Bürger sind - doch dann wird es zu spät sein.
June 30th, 2008 at 7:36 am
“dass Google zu „einem Problem“ werden kann” … Das sind ja einmal ganz softe Töne von Dir! Googles Umgang mit den Daten seiner User ist ganz klar ein Problem. Solange der Illegale Umgang mit persönlichen und schützenswerten Daten keine empfindlichen Strafrechtlichen Konsequenzen hat und jegliche Transparenz fehlt, ist jedes noch so schöne Datenschutz-gesetz nicht mehr wert als ein Stück Klopapier. Ich weiss, dieses Rechtsgebiet ist nicht ganz trivial. Aber ich denke, ein paar würdigende Worte der rechtlichen Situation zum Datenschutz (auch im Hinblick auf die nationalen Unterschiede) würden Deinem Buch gut stehen.
February 7th, 2010 at 11:43 am
Jetzt ist es offiziell. Die NSA und Google machen gemeinsame Sache http://derstandard.at/1263706862406/Google-kooperiert-mit-Geheimdienst-Der-Suendenfall und schon bald hat jeder Android Benutzer die NSA im Hosentascherl.
February 9th, 2010 at 5:36 pm
“… Abkehr von Google…” - Was hilft das wenn inzwischen fast alle Webseiten-Betreiber ihre Nutzungsstatistiken über Google-Analytics laufen lassen. Ich empfehle hier immer noch die Mozilla-Erweiterung “NoScript” für Firefox und Seamonkey. Und wer hat und kann sollte die Sperrung von Google via Proxy vornehmen. Meiner Meinung nach ist Google sowieso schon seit einiger Zeit nicht mehr die beste Suchmaschine. Mit semantischen Sumas kommt man fast immer weiter.