Der anonyme Antragsteller war Google - oder: wie war das schnell noch mit dem Spurenhinterlassen im IT-Zeitalter?
Das Verhältnis eBay und Google ist ja nicht das allerbeste. Im Sommer 2007 kam es bekanntlich zwischen den zwei Internet-Giganten zu einem heftigen Streit wegen der Bezahlsysteme. eBay besitzt mit PayPal eines der führenden Online-Bezahlsysteme im Web und duldet keine Konkurrenz – und die hat Google mit dem eigenen „Checkout“, für das man auch eBay-Nutzer gewinnen will, geschaffen. eBay stornierte kurzerhand millionenschwere Werbeaufträge im Rahmen des AdWords-Systems. „Wir verteidigen PayPal aggressiv“, sagte die damalige eBay-CEO Meg Whitman. Da das Bezahlsystem zum Kerngeschäft des Online-Auktionshauses gehöre, werde man das Bezahlsystem nicht einem anderen überlassen und Paypal aufgeben. „Ganz zufällig“ sind dann nach diesem Streit die eBay-Seiten auf den Google-Trefferlisten nach hinten gerutscht; warum, darüber habe ich in meinem Buch geschrieben…
So viel zur Vorgeschichte. Der Streit Google-eBay ist aber nicht ausgestanden. eBay-Australien plant nämlich, ab 17. Juni nur noch Paypal als Online-Bezahlmethode zu akzeptieren und alle anderen Angebote, darunter auch Checkout, auszuschließen. Die australische Wettbewerbsbehörde ACCC (Australian Competition and Consumer Commission) hat nun die Internet-Gemeinde eingeladen, entsprechende Anträge bzw. Kommentare zu den eBay-Plänen abzugeben. 700 Eingaben wurden bis dato abgegeben, die man auf der Webseite der ACCC auch nachlesen kann.
Unter den Anträgen war auch ein 38-seitiger Bericht, in dem gefordert wird, diesen Plan eBays unter Berücksichtigung der australischen Handels-Gesetze zu verbieten. eBays wirkliche Absicht sei, Konkurrenten auszuschalten und die Zahl der Mitbewerber zu verkleinern….
Der Antrag wurde anonym eingereicht, aber Branchenkennern war gleich zu Beginn klar, dass der Antragsteller ein Insider sein musste und die eBay-Struktur genau studiert hatte. Gleichzeitig stellten sich viele auch die Frage, wem das ACCC erlauben würde, eine anonyme Eingabe zu machen?
Die Antwort lieferte David Bromage, ein eBay-Nutzer aus dem australischen Canberra. Er wandelte – vereinfacht ausgedrückt – das PDF in eine Word-Datei um und plötzlich stieß er auf den Satz “Microsoft Word - 204481916_1_ACCC Submission by Google re eBay Public _2.DOC“. Ups. War wohl nicht Absicht.
Nach dieser „Enthüllung“ hat die ACCC das PDF vom Netz genommen, den Satz heraus gelöscht und wieder online gestellt. Freilich hat Google Australien nicht bestätigt, dass diese Eingabe von Google gemacht wurde. Auch ein ACCC-Sprecher bestätigte nicht, dass die Eingabe von Google gekommen ist. Lediglich die eBay-Sprecherin Sian Kennedy meinte kryptisch: „Das ist eine Angelegenheit zwischen der ACCC und Google.“
Ja so ist das mit dem Spuren hinterlassen im digitalen Zeitalter. Egal was wir im Netz machen, was wir in einem Dokument auch schreiben, es bleiben (meist kann man es gar nicht vermeiden), Spuren zurück, die auf eine Person oder – wie in dieser Causa – auf eine Firma weisen….
Tags: ACCC, Anonymität, Checkout, David Bromage, eBay, Google, PayPal
June 3rd, 2008 at 9:30 am
Na, da würde ich sagen, Google in der Googlefalle :)