Beweis aus Mountain-View: Google ist für Zensur und gegen Menschenrechte
Langsam spricht sich auch bei den Google-Aktionären herum, dass die coole Firma einigen Nachholbedarf punkto Datenschutz und Privatsphäre hat und dass es enorme Defizite gibt, was Googles Einstellung zu Zensur und Menschenrechte betrifft. Bei der nächsten Aktionärs-Hautpversammlung am 8. Mai stehen nämlich auch diese Themen an der Tagesordnung. Die Ober-Googler werden sich aber nicht lange damit aufhalten und die Themen vom Tisch wischen, wie die Tagesplanung beweist. Die Lektüre des „2008 ANNUAL MEETING OF STOCKHOLDERS NOTICE OF ANNUAL MEETING AND PROXY STATEMENT“ ist jenen zu empfehlen, die nach wie vor der Meinung sind, dass Google eine brave Firma ist und nichts Böses tut….
Der New Yorker Rechnungshof „Office of the Comptroller of New York City“ und das Kloster „St. Scholastica“ haben einen Antrag gestellt, dass sich Google gegen Zensur stellen, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Presse unterstützen und Daten von Nutzern nicht mehr speichern soll.
Das sind die Forderungen (Proposel 4) im Originaltext:
1) Data that can identify individual users should not be hosted in Internet restricting countries, where political speech can be treated as a crime by the legal system.
2) The company will not engage in pro-active censorship.
3) The company will use all legal means to resist demands for censorship. The company will only comply with such demands if required to do so through legally binding procedures.
4) Users will be clearly informed when the company has acceded to legally binding government requests to filter or otherwise censor content that the user is trying to access.
5) Users should be informed about the company’s data retention practices, and the ways in which their data is shared with third parties.
6) The company will document all cases where legally-binding censorship requests have been complied with, and that information will be publicly available.
Das ist die Antwort/Empfehlung der Google-Direktoren:
Recommondation: Our board of directors recommends a vote AGAINST the stockholder proposal.
Im nächsten Antrag (Proposal Nr. 5) wird von Harrington Investments ein eigenes Menschenrechts-Komitee gefordert.
Der Originaltext:
Board Committee on Human Rights. There is established a Board Committee on Human Rights, which is created and authorized to review the implications of company policies, above and beyond matters of legal compliance, for the human rights of individuals in the US and worldwide…..
The proposed Bylaw would establish a Board Committee on Human Rights which would review and make policy recommendations regarding human rights issues raised by the company’s activities and policies. We believe the proposed Board Committee on Human Rights could be an effective mechanism for addressing the human rights implications of the company’s activities and policies as they emerge anywhere in the world. In defining “human rights,” proponents suggest that the committee could use the US Bill of Rights and the Universal Declaration of Human Rights as nonbinding benchmark or reference documents.
Das ist die Antwort/Empfehlung der Google-Direktoren an die Aktionäre:
Recommendation: Our board of directors recommends a vote AGAINST the stockholder proposal.
Wirklich eine coole Firma. Lautet deren Motto nicht “Don’t be evil”?
Hier müsste – auch die EU – mehr Druck auf das Unternehmen ausüben. Wenn man Microsoft zu Pönal-Zahlungen verdammen kann, muss es wohl auch möglich sein, von Google Zugeständnisse zu fordern.
Tags: Aktionäre, Google, Menschenrechte, Office of the Comptroller of New York City, St. Scholastica, Zensur
March 29th, 2008 at 8:48 pm
Also mir wird diese Firma nicht unbedingt sympathischer wenn ich so etwas lese….
muss mich noch durch das gesamte Dokument arbeiten…das ist hochspannend
arno
herr reischl, weiter so!
March 30th, 2008 at 12:23 am
Etwas befremdend finde ich, dass das “Board of Directors” die Empfehlung zur Ablehnung der Aktionärsanträge ohne jegliche Begründung ausgesprochen hat. Da alle “executive officers and directors” zusammen 70 Prozent beziehungsweise die die Herren Page, Brin und Schmidt alleine schon 66.9 Prozent der Stimmen vereinen, werden die Anträge weitgehend kommentarlos abgeschmettert werden. Womit wieder eine Aktionärsversammlung zu reinen Farce und Selbstdarstellung verkommen wird. Immerhin ist mir Google’s Formel für die Bonusberechnung sympathisch.
March 31st, 2008 at 10:33 pm
>Google ist für Zensur und gegen Menschenrechte
Naja, Google ist fürs Geschäft.
Das ist bei Siemens, Nokia, IBM, Microsoft, Yahoo, etc. sicher auch nicht viel anders.
Wenn man es mal auf unsere Verhältnisse umlegt - sollte Google der (gesetzlichen) Vorratsdatenspeicherung bei uns in der EU nicht entsprechen ?
April 2nd, 2008 at 7:52 am
Habt ihr schon mal diesen Artikel gelesen?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26461/1.html
Klingt wie Science Fiction oder ein Aprilscherz, aber da könnte durchaus was dran sein:
Google will anscheinend einen Minicomputer entwickeln, so klein wie ein Stecknadelkopf, der sich mit unserem Gehirn verbindet, und per WLAN mit dem Internet kommuniziert.
Damit liessen sich die Gedanken einen Menschen einerseits kontrollieren und überwachen, andererseits beeinflussen.